Montag, 18. April 2016

Da biste platt!


Hui, der Wind, der Wind, das himmlische Kind, gestern und wohl auch noch die nächsten Tage ist er/es kräftig zugange.
Im windfinder am 18.04.2016:

Windstärken 7 bis 8 Bft., 50 – 60 km/h. Einem echten Seebären ringt das nur ein müdes Lächeln ab, er spricht von „Steifem Wind“. Vom Orkan (ab 118 km/h) sind wir noch weit entfernt.
Landratten wie wir haben dann schon Angst, umgeweht zu werden. Tatsächlich wird vieles fortgeblasen, was nicht niet- und nagelfest ist. Der Plastikstuhl draußen auf der Veranda geht auf Wanderschaft. Und an Fahrradfahren ist nicht zu denken, dachte ich.

Ich weiß gar nicht, ob ich das im Herbst letzten Jahres erzählt hatte. Es war an unserem letzten Tag; am späten Nachmittag wollten wir die Fahrräder bei Gunnar abgeben, tagsüber noch ein bisschen über die Insel radeln.
Denkste! Morgens komm‘ ich zum Fahrrad, … Hinterreifen platt. Am Tag zuvor hatten wir noch eine lange Tour am Strand entlang gemacht, keine Probleme mit der Luft. Hat da jemand über Nacht die Luft abgelassen?
Ein bisschen blauäugig, zu Helen zu fahren (mit dem zweiten Rad), um eine Luftpumpe zu pumpen. War ja eigentlich klar, dass das nicht helfen würde. Und so war’s denn auch.
Nachmittags sah man mich das Fahrrad über die Insel drücken, zu Fuß, bis zum Ny Camping. Gunnar nahm’s gelassen, Plattfüße sind wohl an der Tagesordnung, insbesondere, wenn man mit City-Bikes alles andere als nur Straßen fährt. Dann war ich das Fahrrad und das Problem los. Die Luftpumpe haben wir auch wieder zurückgegeben.

Trotz des widrigen Windes beschlossen wir am gestrigen Morgen, es doch mit den Bikes zu versuchen. Zur Not kann man ja absteigen und schieben. Als ich mich auf’s Fahrrad schwingen wollte, war der Vorderreifen platt. Kacké!
Warum ausgerechnet wieder ich Pechvogel! Eine Luftpumpe hatte ich (aufgrund der Erfahrung im Herbst) dabei, von zuhause mitgebracht, so eine, wo man mit dem Fuß pumpen kann, beste Qualität. Aber die Luft wollte nicht drinbleiben. Also zu Helen fahren, die haben als begeisterte Fahrradtourer bestimmt das Equipment zum Flicken. Unterwegs dreimal anhalten, Luft nachpumpen.
Zum Glück war Helen zuhause; Jürgen nicht, der arme Kerl muss doch tatsächlich sonntags arbeiten. Unsere Nothelferin (ich weiß gar nicht, ob Helen mit dieser Rolle einverstanden ist) konnte uns tatsächlich helfen. Flickzeug und Schraubenschlüssel waren schnell zur Hand. Derweil Helen in der Garage die Werkzeugkiste suchte, durfte ich sogar die Glücksfee Maya halten.
Ich machte mich im Hof dann gleich ans Werk, das dauerte natürlich ein Weilchen. Es muss schon dreißig bis vierzig Jahre her sein, dass ich das letzte Mal ein Fahrrad flickte. Zum Glück war’s ja der Vorderreifen; beim Hinterrad hätte ich das mit der Kettenschaltung mit 21 Gängen gewiss nicht hingebracht. Ein klitzekleines Loch, aber auch noch so kleine Löcher … Ich hab’s hingebracht, Heureka!

Dann guten Mutes (der sich einstellt, wenn man ein Problem gelöst hat) Richtung Haus geradelt, … nach einem Kilometer war die Luft schon wieder raus. Unfassbar! Welcher Teufel ist da am Werk?
O Gott wie peinlich. Die denken, der ist so blöd, kann noch nicht mal … Also statt erneut zu Helen/Jürgen zu fahren, hab‘ ich mir im Brugsen Flickzeug geholt (für 31,47 DKK, verrückte Preise haben die hier) … und das ganze nochmal von vorne. Das dort erstandene Kästchen war übrigens vom Feinsten, alles drin was man braucht, bis hin zum Schraubenschlüssel (Lappesæt med værktøj).

Das Löchlein war dieses Mal nur ein Zentimeterchen neben dem vorigen. Seltsam!
Das Corpus Delicti
Da ging mir das Licht auf, was ich falsch gemacht hatte: Ich hätte natürlich im Mantel nach der Ursache forschen müssen, dem Übeltäter. Was ich jetzt machte … und in der Tat, da steckte ein Glassplitterchen drin, mit der Spitze Richtung Schlauch. Hab‘ ich dann mit der Pinzette herausoperiert. Neues Loch wieder geflickt.

Nun war der Schlauch wieder drin, der Reifen aufgepumpt. „Ich warte jetzt ein Weilchen auf den Beweis meines Flickerfolges, bevor ich das Rad wieder montiere“ dachte ich.
Und nach einiger Zeit (in der ich mich am Auswärtssieg des FCK erfreute) – ich denk‘, mich trifft der Schlag – ist der Reifen wieder platt. Ich machte den Schlauch zum dritten Mal aus dem Mantel raus. Ich hatte ja jetzt schon (wieder) Routine erlangt, ging ratzfatz.
Aber das Tauchbad im Wännchen … keine Blasen. Dann, als letzte Möglichkeit, das Ventil getaucht, … es blubberte.

Beim Fahrrad war ich es bisher gewohnt, Ventile austauschen zu können, wenn sie undicht waren. Das geht bei Dunlopventilen (John B. Dunlop hat es erfunden, u. a. auch deutsches oder englisches Ventil genannt) und beim Sclaverandventil (der Franzose Etienne Sclaverand hat es erfunden, meist französisches Ventil genannt).
Aber nicht beim Autoventil (auch Schraderventil genannt, US-Patent) , das zunehmend Verwendung findet, damit man ohne Adapter (der ein Rückschlagventil braucht) an der Tankstelle Luft tanken kann. Dachte ich zumindest.
Nun fahre ich seit über 50 Jahren Auto und wusste nicht, dass dieses Ventil auch ein inneres Gewinde hat und der Ventileinsatz ausgetauscht werden kann. Jedenfalls war durch das Hantieren am Ventil der Einsatz wohl nicht mehr tief genug eingedreht. Ein bisschen Fummelei am Nippel, und schon war’s behoben.
Wissen muss man auch noch, dass das Autoventil höchstens 10 bar verträgt (das französische Ventil aber 16 bar). Jetzt aber genug mit der Ventilkunde.

Heute Morgen nun konnte ich das testen, trotz Sturmwarnung. Alles dicht. Am Reifen jedenfalls.

Ich bin richtig froh, dass kein bombastisches Wetter ist. Womöglich wäre ich barfuß gelaufen und wäre in diesen Glassplitter getreten. Dann doch lieber im Reifen. Und andere können da auch nicht mehr reintreten. Ein kleiner Beitrag zu „Fanø sauber machen“ ... von dessen Teilnahme das Malheur leider abhielt.
So kann man jeder Panne im Leben noch etwas Gutes abgewinnen.
Ein Bonmot muss ich noch zum Besten geben: „Wie kann man nur mit dem Fahrrad in einen so kleinen Glassplitter fahren!“. Von wem das stammt, verrat ich nicht. Man beachte das Ausrufezeichen.

Gestern am späten Nachmittag waren wir wieder auf Bernsteinsuche, trotz des heftigen Windes. Die Windrichtung ist ja jetzt wieder günstiger.
Nun ja, gefunden haben wir nicht viel und auch nichts Größeres. Aber immerhin.


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