Freitag, 23. September 2016

150 Jahre

Die Sønderho Gamle Fuglekøje, also jene Anlage, wo liebeslustige Erpel – von Frauen angelockt – , gekringelt und dem Speiseplan zugeführt wurden, feiert heute ihren 150. Geburtstag.
Um 14:00 Uhr geht’s los mit den Festlichkeiten.
Da fahren wir hin.

„150. Geburtstag“ ist ja eigentlich nicht so ganz richtig. Denn der Entenmord wird ja schon lange nicht mehr praktiziert.
Es gibt Musik und Gesang, eine Rede des Bürgermeisters (wo kriegen wir so schnell einen Simultandolmetscher her) und Führungen, und Fanniker in Trachten sind zu betrachten. Gestern haben wir im Vorbeifahren schon gesehen, wie Fahnenmasten aufgestellt wurden.

Jürgen schrieb: »Und natürlich feiern die Enten der Fuglekøje auch mit!«
„Wie das?“, fragte Mama Vogelsberger, als ich ihr das vorlas.
„Keine Ahnung …“, antwortete ich, „ … aber vielleicht gibt’s Entenbraten.
„Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich so was esse! Vielleicht eine Ente, die wir im Frühjahr noch gefüttert haben?“

Ich werde euch berichten!


Seit einer Woche sind wir hier, und es war stets bestes Wetter, schon beinahe ungewöhnlich gegen Ende September und zum Herbstanfang (der war am 22.09. um 16:21 Uhr). Aber ausgerechnet am Geburtstag der Fuglekøje begann es gegen 12:00 Uhr zu regnen. Das Fest wird doch wohl nicht ins Wasser fallen?
Weit gefehlt, das feuchte Intermezzo dauerte nur wenige Minuten, dann war der Spuk vorbei, und herrlicher Sonnenschein stellte sich wieder ein. Den Organisatoren und auch den mit Trachten geschmückten Damen wird ein Stein vom Herzen gefallen sein (obwohl dort ein Festzelt aufgestellt war, einige Quadratmeter Überdachung).

Nahezu zwei Stunden waren wir da.
Gut 50 Minuten davon wurde geredet, dänisch natürlich, ich hab fast kein einziges Wort verstanden. Ich kann aber jetzt »Fuglekøje“ richtig aussprechen [fu:əle'koi], denn dies wurde mindestens geschätzte hundert Mal gesprochen.
Es gab Gefidel, die Geige ist hier in der Volksmusik eines der wichtigsten Instrumente, die Fanø Fiddler spielten auf. Der Shantykor Fanø gab mehrere Stücke zum Besten, a cappella. Es gab Getränke, Kaffee, Kuchen, Sandwich, Bratwurst, … alles fein hergerichtet und „fer umme“. Apropos „Gefidel“: Dieses Wort hat im deutschen Sprachraum einen etwas negativen Klang; so ist es nicht gemeint, die Fiddler haben sehr gut aufgespielt.
Helen und Jürgen mit ihrer Tochter Maya Fenja waren auch da; Mama und die Kleine in Fanniker-Tracht, süß sah sie aus (die Mama natürlich auch).
Und den ehemaligen Besitzer der Ferienhausvermittlung Fanøspecialisten, den wir seit fast 40 Jahren kennen, durften wir auch begrüßen. Es gab viel, sehr viel zu erzählen.

Es war ein schöner Nachmittag!

Original Fuglekøje-Ente
Den Enten ging's übrigens nicht an den Hals („kringeln“ bedeutet „Hals umdrehen“). Sie ließen sich durch das Remmidemmi nicht im Geringsten aus der Ruhe bringen.
Das Wort „Koje“ entstammt übrigens dem Niederländischen kooi = „Käfig, Verschlag, Stall“ (lt. Wikipedia).

Wer sich ein wenig mit Enten/Entenfang beschäftigte, sollte wissen, was „Pfeifen“ sind und „Erpellocken“. Na?

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