Mittwoch, 21. September 2016

Verwundete Insel


Unsere erste Radtour längs des Radweges Richtung Nordby – bei herrlichem Sonnenschein – sollte uns unter anderem zum Vermieter führen.
Der Kühlschrank pfützte und die Toilette wollte nicht so richtig ihre Funktion erfüllen, was uns natürlich ungemein gestunken hat; dringende Abhilfe war vonnöten. Der Handwerker kam nahezu prompt, er sprach perfekt Deutsch, sogar mit uns bekanntem Dialekt; er ist nämlich in Rheinland-Pfalz aufgewachsen. Das „wärklisch“ statt „wirklich“ hat ihn verraten, das können nur die Bundeslandsleute so unnachahmlich aussprechen.
An dieser Stelle mal ein Lob an die Firma, denn wenige Stunden später waren die Probleme behoben. Erstmals seit wir auf der Insel in einem Ferienhäuschen sind, haben wir interessiert zugeschaut, wie von der „Nordby Renovation Slamsugning“ die diversen Tanks abgesaugt wurden (Pumpeanlæg Højtryksspuling), drei an der Zahl.
Aber warum drei Gruben und wie das funktioniert, haben wir natürlich nicht verstanden.


Doch zurück zur Tour.
Alles bestens, bis zum Abzweig zur Albue Fuglekoje, da fuhr uns der Schreck gewaltig in die Glieder!
Was haben die nur mit der Insel gemacht?
Gewaltige Schneisen, breit und endlos lang, haben die in die Landschaft geschlagen.
„Wollen die eine neue Straße bauen oder eine Autobahn oder gar einen Flugplatz? Wie kann man so etwas nur machen?“, dachten wir.



Nach der Rückkehr bemühten wir uns, das Mysterium der verwundeten Insel aufzuklären. Asger, unser Nachbar schräg gegenüber, beschwichtigte. Das sei nur eine Stromtrasse von den Niederlanden nach Dänemark, die „offshore“ in der Nordsee, durch Fanø „onshore“ unter der Erde verlegt werde.

Das müssen aber gewaltige Kabel sein, wenn die solche Schneisen brauchen. Oder ist das nur wegen der Größe der Maschinen, die das bewerkstelligen?
Es war etwas mühsam, Informationen dazu im Netz zu finden. Die Bezeichnung des europäischen Projekts, nämlich COBRA und Cobracable, war letztendlich der Schlüssel.


Und wie das Leben so spielt, fiel unserem „Papiertiger“ Mama Vogelsberger die neueste Ausgabe von FANØ POSTEN vom 10.09.2016 in die Hände. Dort entdeckte sie den zweiseitigen Artikel über die Realisierung des Projekts, der just dort erschienen war.

COBRA’en kravler i land på Fanø

Entnommen von fanoeposten.dk
siehe nebenstehenden Link
Dort ist auch ein Bild zu sehen von der Insel und von der Trassenführung.
(Den Artikel inclusive des Bildes finden Sie auf der Homepage von Fanø Posten)

Ach ja, nachdem ich die Homepage der Zeitung mit dem kompletten Artikel gefunden hatte, erübrigte sich mein anderer Versuch, das Bild aus der Zeitung hier einzustellen.

Da hatte ich nämlich die Doppelseite aus der gehefteten Zeitung herausgelöst, dann mit dem Bügeleisen glatt gebügelt, um ein ordentliches Foto machen zu können vom Verlauf des Kabels.
Trotzdem stelle ich mein Produkt hier ein. Nicht schlecht, oder?

In München ist z. Zt. das Oktoberfest, mit dem schönen Spruch zur Eröffnung mit dem Fassanstich: „O'zapft is!“.
Oazapfen des Stromkabels zur heimlichen Stromversorgung ist nicht: Das ist eine Hochspannungsleitung.
Bin gespannt, wie die Kaninchen und sonstigen Untererd- bzw. Untersandbewohner damit umgehen werden.
O'nagt is?
Und hoffentlich bricht beim nächsten Sturm oder dem nächsten Hochwasser die Insel nicht längs des Kabels auseinander.

Ach so, jetzt hätte ich ja beinahe den Pælebjerg (21 m hoch) und seine Konkurrenz vergessen!
Neben der Straße ist dort, wo sie die Trasse schneidet, ein riesiger Berg Holzhackschnitzel aufgetürmt. Ob der wohl höher ist?
Ich werde in den nächsten Tagen versuchen, ihn zu vermessen.

Jedoch ist in Fanø Posten ein Bild, auf dem Kim Madsen auf dem Haufen stehend zu sehen ist. Unterschrieben mit
Skovløber Kim Madsen på toppen af flisbunken,
der er ca. ti meter høj.

Womit die Frage beantwortet ist, sofern die deutschen Leser die dänischen Zahlen gelernt haben.

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