Sonntag, 25. September 2016

Oh jesses Jessen

Oh! Häuser, Häuser!

Heute waren wir auf Søren Jessens Sand. Sind die „Route A“ gelaufen, im Uhrzeigersinn.
Alles was recht ist, ihr lieben Fanniker, aber das ist ziemlich langweilig – nur Sand und Meer.
Aber na gut: Naturschutzgebiet, und eine beeindruckend große Fläche nix als Sand so weit das Auge reicht. Und so weit die Füße tragen (meinte Mama Vogelsberger), hoffentlich. Die „Wüste“ Fanøs, eine treffende Bezeichnung.
Es war gar das erste Mal in nahezu 40 Jahren Inseltour, dass wir das machten. Zu schauerlich klangen die Geschichten, was einem da passieren könne, z. B. bei abrupt einsetzendem Nebel (was wir im Hochsommer bei schönstem Sonnenschein schon erlebten).


Bild:
Ralf Schulze from Koblenz, Germany
Überzeugen konnten wir uns von manchen Stellen mit Treibsand. Eine Dispersion aus Sand und Wasser (verhält sich bei Druckeinfluss wie ein nichtnewtonsches Fluid). Während die Schauergeschichten aus Wüsten in Spielfilmen wohl der Fantasie zuzurechnen sind (laut Wikipedia kann man aus physikalischen Gründen dort kaum über Hüfthöhe einsinken), steht ebenda auch zu lesen »In Wattgebieten kann das Einsinken in Treibsand bei aufkommender Flut jedoch tatsächlich zur Todesfalle werden.« Abgebildet ist ein Warnschild an der niederländischen Küste.
Ein Glück, dass ich das vorher nicht wusste, eben erst las.


Gut 2 Stunden brauchten wir für die Runde, angeblich 7 Kilometer.
Laut Health-App waren es 13.981 Schritte (ein Glück, dass wir Apps haben, die haben uns gefehlt, sonst wüssten wir das gar nicht). Na ja, wir haben uns unterwegs auch aufgehalten, z. B. verlustiert und über perspektivische Wahrnehmung gestritten an der Installation.
Von dieser Installation existieren schon so viele Bilder, dass ich da kaum mithalten kann mit den meinigen. Vielleicht dieses hier:


Auf diesem sieht man auch sehr schön die Absicht, mit der Grenze zwischen Holz natur und weißer Farbe die Horizontlinie zu treffen. Wie gut das klappt, hängt natürlich auch von der Distanz ab.

Nach der Installation den Sand queren, um dann längs der Dünenlinie zurückzulaufen. Ich sagte „Warum läufst du so krumm?“, rückblickend auf unsere Fußspuren (Mama Vogelsberger lief links von mir). Sie drehte sich um, besichtigte unser Trittwerk, deutete auf die linke Spur und meinte „Guck doch, ich laufe doch gerader als du!“, und deutete auf meine Spur. Grins. „Das ist aber meine, die rechte ist deine!“. Was haben wir gelacht. Ätsch!

Auf einer solch eintönigen Fläche ist es eben schwer, Richtung zu halten. Das geht nur, indem man einen weit entfernten Zielpunkt in den Blick nimmt. Macht man das nicht, ist das Wanken programmiert, und es kann passieren, dass man auf einmal wieder auf seine eigene Spur trifft – man ist im Kreis gelaufen (in Filmen haben wir das manchmal gesehen).
Aber die Pfadfinder und die ehemaligen Soldaten wissen das.

So allmählich ging uns die Strecke „in die Beine“, insbesondere das Stapfen durch den Sand ist anstrengender als man denkt. Endlich sah man hinter den Dünen Dächer von Häusern. Und Mama Vogelsberger seufzte erleichtert: „Oh, Häuser, Häuser!“.
Wie der Verdurstende in der Wüste „Oh, Wasser, Wasser!“.

Der nächste Gag ließ nicht lange auf sich warten. Mama Vogelsberger blieb stehen und zog zum wiederholten Male die um die Hüften gebundene Jacke enger. „Was machst du?“, fragte ich. „Ich nehm‘ ab! 1 cm pro halbem Kilometer!“.

Ja, es war kräftezehrend, aber schön. Vielleicht doch nicht so langweilig, der Søren Jessens Sand!

Sand, wohin das Auge reicht!
Ein Kreuzfahrtschiff ist das nicht!

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