Mittwoch, 28. September 2016

Segregation

Die letzten Tage sind uns auf den diversen Radtouren sehr viele Schülergruppen aller Altersklassen begegnet, die wohl ob des schönen Wetters mit dem Fahrrad unterwegs waren.
Und auffallend, wenn sie in langen Schlangen an einem vorbeifahren, ist zum einen die Disziplin, zum anderen aber auch der sehr hohe Anteil an Menschen aus dem asiatischen und afrikanischen Raum und an Kopftücher tragenden Muslimas.
Ich habe gezweifelt, ob ich das hier posten soll, aber über unser Gastgeberland etwas zu wissen, über Politik und Kultur und Bildungssystem etc., das kann ja nicht schlecht sein.
Vielleicht können wir von den Dänen etwas lernen über Migration und Integration?


Mit Fanø hat’s zwar nichts zu tun, aber mit Dänemark und dem Vorort Tilst der zweitgrößten dänischen Stadt Århus (neu: Aarhus). Dort gibt es das Langkær-Gymnasium, das dieser Tage Furore in der Presse machte, was auch unserer lokalen Zeitung, der Rheinpfalz, einen Artikel wert war.
Es wird berichtet:
»In den vergangenen Jahren stieg der Ausländeranteil dort stark an auf mittlerweile 80 Prozent. Das hat dazu geführt, dass immer mehr Dänen ihre Kinder lieber auf andere Schulen schicken, in denen es mehr dänische Kinder gibt. Um diesen Trend zu brechen, hat sich Rektor Yago Bundgaard für das neue Schuljahr eine heftig umstrittene Maßnahme ausgedacht. Er verteilte seine Erstklässler nach deren Herkunft auf sieben Klassen, um in einigen Klassen den Anteil dänischer Kinder künstlich zu erhöhen. In vier „Ausländerklassen“ lernen nun ausschließlich Kinder mit Migrationshintergrund. In den restlichen drei „Mischklassen“ sind je die Hälfte Dänen und die andere Hälfte Einwanderer.«

Ich muss ehrlich gestehen, dieser hohe Migrantenanteil von 80% hat mich sehr überrascht, da Dänemark wohl eine eher strenge Einwanderungspolitik betreibt.
Falls Sie meinen, bei uns sei das nicht so „schlimm“, dann irren Sie. In unseren Ballungszentren gibt es Grundschulen und auch weiterführende Schulen, in denen inzwischen in vielen Lerngruppen dieselbe Quote von 80% Migrantenanteil erreicht wird. Zudem in einer erklecklichen Vielfalt von Nationalitäten, Herkunftsländern und Kulturkreisen.
Und auch bei uns gibt es diese Entwicklung, dass die Eltern darum wissen und ihre Kinder lieber an andere Schulen schicken – was diesen „Trend“ natürlich verschärft.

Natürlich hat die Maßnahme des dänischen Schulleiters sofort Kritiker auf den Plan gerufen, die von „Diskriminierung“, „Segregation“ und „Rassismus“ sprechen. Jedoch gibt es auch Fürsprecher, die das für eine akzeptable Lösung halten, und es wird vermutet, dass der Schulleiter das nicht wird zurücknehmen müssen.
Schulen haben in Dänemark – wie in anderen nordischen Ländern auch – sehr viel mehr Eigenständigkeit als bei uns.
Mit Blick auf das Anliegen „Integration“ erscheint mir das Konzept ein pädagogisch überaus sinnvolles und vernünftig zu sein!
»Für wirkliche Integration in den Klassen müssen beide Gruppen ausreichend vorhanden sein«, sagte der Rektor. Was bitte ist daran falsch?

Bei uns wäre so etwas definitiv nicht möglich.
Sofort würde man als einer extremen Richtung zugehörig verurteilt, der Schulleiter müsste um seine Stellung fürchten, und die Schulbehörde würde das unverzüglich rückgängig machen – vermute ich zumindest.

Dabei haben wir in unserer Nachkriegsgeschichte genügend Beispiele, wo wir solches praktiziert haben, im Glauben daran, dass es richtig, gut oder gar notwendig sei. Ich selbst bin noch in eine „Volksschule“ gegangen, wo der Pausenhof noch mit einem weißen Strich markiert war, um Katholiken von Protestanten zu trennen. Sie wurde dann umgewandelt in eine „Christliche Simultanschule“ (die gibt’s In Deutschland heute noch, z. B. in NRW und NS). Ab da diente der weiße Strich zum Trennen von Mädchen und Jungen.

Trotz unserer aufgeklärten Menschheit: Die Striche sind geblieben, womöglich gar mehr geworden.
Nur wer auf den beiden Seiten steht, das ändert sich mitunter. 

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